Hanf, Holz, Halbzwergroggen
Das war der 3. Infotag an den Demo-Parzellen
Zum dritten Mal veranstaltete „Landwirtschaft im Dialog“, den Infotag an den Demo-Parzellen. Die Kooperation aus Koordinierungsstelle am Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU) mit dem Landesbauernverband Brandenburg (LBV) organisiert diese Veranstaltung jedes Jahr auf dem Gelände des MAFZ Erlebnispark Paaren. Das Besondere an dieser landwirtschaftlichen Fachveranstaltung für Brandenburg: Auf rund 60 Parzellen (Hier gibt es den Parzellenführer, auch zu finden unter Downloads) zeigten die Organisatoren Praktikern, Wissenschaftlern und Verarbeitern, was alles auf hiesigen Äckern wachsen kann. Neben Standard-Kulturen fanden die Besucher Ausgefalleneres, das sich angesichts wandelnder Märkte und eines sich wandelnden Klimas anbietet. Fachleute erklärten auf einem Rundgang durch die Parzellen die einzelnen Kulturen, deren Vorzüge und Besonderheiten im Anbau. Andreas Muskolus, Leiter der Versuchsstation Berge des IASP, und Maxie Grüter von der Koordinierungsstelle moderierten die Veranstaltung und übernahmen auch einzelne Facherklärungen. (weitere Textteile unter der Bildergalerie)
- Über 60 Parzellen zeigten bekannte Sorten, aber auch Nischen-Kulturen.
- Zwischen den Parzellen: Bäume des angelegten Agroforstsystems. Die Ackerkulturen werden sich ändern, die Gehölze bleiben und wachsen.
- Winterroggen wird aber sicher jedes Jahr vertreten sein.
- Viele Interessierte waren zum Infotag an den Demo-Parzellen 2023 gekommen…
- … sprachen über zum Beispiel Roggen.
- Es wurde auch viel diskutiert.
- Andreas Muskolus, Leiter der Versuchsstation Berge, moderierte die Veranstaltung gemeinsam mit Maxie Grüter von der Koordinierungsstelle am ILU.
- Andreas Muskolus und …
- … Maxie Grüter (ILU) trugen zudem viel Fachliches bei.
- Es gab viel Raum…
- … für fachlichen …
- … Austausch.
- Es galt, die Feinheiten der noch jungen Kulturen zu begutachten.
- Fachleute führten über die Parzellen und gaben ihr Wissen zu einzelnen Kulturen preis.
- Das regionale Catering war hervorragend.
- Der Infotag an den Demo-Parzellen ist auch eine Vernetzungsveranstaltung. Gute Gespräche entstehen beim Essen.
- Roggen zählt zu den robusteren Getreide.
- Die Linse mag karge Böden. Der Mark dafür ist da.
- Gemüse (Blumenkohl) kann in Brandenburg gerne mehr angebaut werden. Der Infotag an den Demo-Parzellen nahm sich auch diesem Thema an.
- Eine Blühwiese ist sinnvoll und schön.
- Der Baumhasel (Corylus Colurna) wird viel zugetraut. Der Baum hält Trockenperioden aus, bietet ein tolles Holz und Nüsse. Auch top für Agroforst.
- Wird nie unmodern: der Mais.
- Der Infotag an den Demo-Parzellen wird traditionell mit einer Posteraustellung begleitet.
- Die Kichererbse, hier noch etwas klein, wird in Brandenburg sicher eine Rolle im Anbau spielen.
- Die Sonnenblume ist nicht nur bei Brandenburger Bauern beliebt.
- Lavendel und andere trockenresistente Aromakräuter gewinnen zunehmend an Bedeutung.
- Die Esskastanie gilt als wichtiger Baum für einen an den Klimawandel angepassten Wald.
- Aroniabeeren sind Teil …
- … des Agroforstsystems auf dem MAFZ-Gelände.
- Einkorn ist eine alte, aber robuste Kultur.
- Topinambur ist im Kommen
- Die Agroforstfläche bestand unter anderem aus Pappel-Streifen.
- Die Beschilderung informierte über das, was auf der Parzelle stand
- Eine beliebte Sorte: Champagnerroggen
- Eine Neuzüchtung ist der Halbzwergroggen.
Neue Roggenzüchtung
Einer der Experten war Bernd Hackauf vom Julius Kühn-Institut (JKI). Er hob insbesondere den Roggen hervor, von dem verschiedene Typen und Sorten auf den Parzellen wachsen. Detailliert erklärte er den neuen Halbzwergroggen-Typ. Diese moderne neue Hybridzüchtung der Hybro Saatzucht wird knapp halb so hoch wie klassischer Roggen und ist damit weniger anfällig gegen das Lagern durch Wind und Regen. Zudem zeigt er eine höhere Wurzeldichte, was bei Trockenheit Vorteile bringt und produziert eine höhere Anzahl ährentragender Halme als manche Langstrohroggensorten. Rund 95 Dezitonnen konnten vom JKI im Jahr 2022 geerntet werden, also „durchaus wettbewerbsfähig im Mittel über sieben Standorte“, so Hackauf. Die züchterische Bearbeitung wird weiter intensiviert, in drei Jahren rechnet Hackauf mit der Zulassung durch das Bundessortenamt.
Auch das ausdauernde Weizengras Kernza stand wieder auf dem Feld, botanisch eine Quecke, aber in den USA weiterentwickelt. Wurzeltiefen bis zu drei Meter konnten für diese Art gemessen werden so Hans-Holger Liste, der sich mit diesem Pseudogetreide seit Jahren beschäftigt. Deshalb kann Kernza Trockenheit besser trotzen. Weiterer Vorteil: Der mehrjährige Kernza steht vier bis fünf Jahre auf dem Feld und setzt sich somit schon im zweiten Jahr gegen Unkräuter gut durch, benötigt keine Bodenbearbeitung, was Kosten spart. Sein Nährwert ist vergleichbar mit Weizen bei höherem Proteingehalt und weniger Gluten.
Erosionsschutz mit Bäumen
Zwischen den Parzellen hatten Landwirtschaft im Dialog durch die Baumschule Resilia und den Agroforst-Bundesverband DeFaF ein Agroforstsystem anlegen lassen. DeFAF-Vertreter Christian Böhm nannte die Vorteile von im Feld angepflanzten Gehölzen: Leistungen wie Erosionsschutz und geringere Wasserverdunstung auf dem Acker sind nur zwei Beispiele. Vor Ort hatte man sich für einen Streifen Pappeln entschieden, aber auch für einen Streifen Vogelkirsche. Während die laut Böhm unterschätzte Pappel auch Stärken als Konstruktions- und Außenbauholz zeigt, ist die Kirsche ein klassisches Wertholz. Zudem finden sich in einem dritten Streifen Esskastanie und Walnuss auf der Fläche, die mit Fruchtangebot und gutem Holz überzeugen. In die Streifen eingebrachte Ölweide und Aroniabeere, die mit Brandenburger Verhältnissen gut zurechtkommen, versprechen eine Fruchtnutzung.
Doch auch vermeintlich Simplem wie der Kartoffel widmete sich der Infotag an den Demo-Parzellen. Gerald Köhler von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) betreute drei Jahre ein Projekt, in dem vergessenes Wissen zur Kartoffel durch Vernetzen von Fachleuten wieder gehoben wurde. Für das Projekt konnten ein Berater und ein Landwirt als Mentor für andere Bauern gewonnen werden. Zudem etablierte die FÖL wieder Anbauversuche für die Bio-Kartoffel in Brandenburg.
Ebenso eine Knolle – der Topinambur: Auf ihrer Parzelle spross die Pflanze aus im Boden belassenen Knollen aus dem vergangenen Jahr. Geerntet wurde nur das Kraut, das auch als Faser genutzt werden kann. Jetzt konnte Maxie Grüter von der Koordinierungsstelle am ILU nochmals den kräftig grün dastehenden Topinambur vorstellen, der sicher seinen Platz in Brandenburg finden wird.
Bereits gut etabliert hat sich die Kichererbse in Berlin. Allerdings eher als verarbeitetes Produkt wie Falafel, weniger als Kultur auf dem Feld. Damit das sich ändert, dafür tritt Isabella Krause von der Regionalwert AG an. Sie sprach über das Projekt „KIWERTa“, dass die Kichererbse fördern soll – auf allen Ebenen. So setzen sich die Projektverantwortlichen mit Landwirten, Verarbeitern und Handel an einen Tisch, um die Wertschöpfungskette für Kichererbse zu schließen, aber auch, um praktische Fragen zum Anbau zu klären.
Saponine aus Klee
Leguminosen sind ja ohnehin die Dauerbrenner, wenn es um moderne Landwirtschaft geht. In dem vom Landwirtschaftsministerium Brandenburg (MLUK) geförderten Projekt SapoPlant forscht das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP) an der Saponingewinnung aus Leguminosen wie Bockshornklee und Luzerne. Saponine, erklärte Karen Sensel-Gunke vom IASP, seien vielseitig einsetzbare Biotenside, die zum Beispiel in Waschmitteln zum Einsatz kommen. Auch als Mittel für den ökologischen Pflanzenschutz sind sie denkbar.
Auf Stoffe anderer Art setzen Frank Marienfeld und Dirk Schwibbert. Die beiden Geschäftsführer betreiben die Duftmanufaktur Landeria und bauen im zweiten Jahr unter anderem Thymian, Estragon und Lavendel an. Beide sprachen an einer Parzelle über die Gewinnung von Duftöl, in der Lavendel und Thymian „Deutscher Winter“ blühten. Mit Lavendel beschäftigt sich auch das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften (FIB), das den Anbau auf ehemaligen Braunkohleabbauflächen erforscht. Anne Rademacher stellte das Projekt vor, das ganz praktisch neue Anbaumöglichkeiten für Brandenburger Landwirte auslotet. Am 5. Juli informiert darüber der Lavendelfeldtag des FIB.
Aber auch der Hanf stand wieder im Fokus. Die vielseitige Faserpflanze wurde von Marijn Roersch van der Hoogte, Gründer der Beratungsfirma „MRHanf Beratung“, vor allem als Baustoff beworben, zum Beispiel als sehr gutes Dämmmaterial. Dass diese trockenresistente Pflanze mehr Platz auf Brandenburgs Äckern bekommt, daran arbeitet auch die Koordinierungsstelle.
Ebenso an Wassermangel angepasst: Die Linse. Im Rahmen des Förderprogramms „klimaschonende Wertschöpfungsketten“ baut die FÖL die Linse an. Die Leguminose mag karge Böden und ist vergleichsweise trockenresistent, verspricht zugleich ein hohes Marktpotential. Denn aktuell stammt ein Großteil der Linsen hierzulande aus Kanada. Auf den Parzellen wuchs die rankende Pflanze mit den Stützkulturen Leindotter oder Hafer.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Mittagessen unter schattenwerfenden Bäumen. Hier saßen alle Besucher nochmals zusammen und hatten ausreichend Zeit, die erworbenen Fachkenntnisse zu besprechen. Denn der Infotag an den Demo-Parzellen soll auch das sein: eine Vernetzungsbörse, die Erzeuger, Verarbeiter und Händler, aber auch Wissenschaftler zusammenbringt. Das ist wahrlich gelungen.
(Hier gibt es den Parzellenführer, auch zu finden unter Downloads)