Für den Schutz des Bodens
ILU und LVGA veranstalteten ein Boden-Seminar
„Boden ist eine fragile und begrenzte Ressource“. Mit diesem Satz beschrieb Maxie Grüter vom Institut für Lebensmittel und Umweltforschung (ILU) zu Beginn des Boden-Seminars knapp und treffend das Problem. Denn tatsächlich gelten über 60 Prozent des Bodens in der EU als geschädigt, weshalb die EU mit der Horizont-Mission: „A soil deal for Europe“ oder kurz „Mission Soil“ ein großes Förderpaket geschnürt hat. Es geht um den Schutz und den Erhalt des Bodens. In Vorbereitung auf eine große Konferenz zum Thema, die im Oktober dieses Jahres stattfinden soll, veranstaltete das ILU gemeinsam mit der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik e.V. (LVGA) am 22. Mai ein Boden-Seminar. Dies fand im neuen Veranstaltungsgebäude der LVGA in Großbeeren statt. Deren stellvertretender Leiter Daniel Kaiser hieß nicht nur die Teilnehmer in den „schönen, neuen und hellen Räumen“ willkommen, sondern lud alle in der Pause zu einem „Rundgang über die Liegenschaften“ ein. Tatsächlich blühen auf dem Gelände der Lehranstalt, die unter anderem Gartenbauer ausbildet, Stauden und Sträucher in aller Farbenfülle. Ein schönes Symbol für das, was der Boden täglich leistet.
Ziel der Veranstaltung, zu der rund 50 Vertreter aus Wissenschaft und Praxis, Politik und Ministerien, sowie aus Verbänden kamen, war es, zu vernetzen, den Austausch anzuregen und idealerweise erste Projektpläne zwischen den Fachmännern- und frauen zu initiieren.
Dr. Florian Selge stellte die Ziele der Boden-Mission vor. Er vertrat die zuständige Nationale Kontaktstelle (NKS), in diesem Fall für Bioökonomie und Umwelt, verantwortlich auch für den Boden. Die NKS berät Antragsteller, prüft deren Projektskizzen und versorgt sie mit Informationen. Die EU-Missionen wollen die Lösungen für die großen Probleme, so Selge, auch bei der Bodenmission: Das hohe Fördervolumen mit insgesamt 134,5 Millionen Euro ist auf wenige große Projekte begrenzt. Aber für das Jahr 2025 werden weitere Förderungen auch für kleinere Projekte erwartet.
Bis zum Jahr 2030 läuft die Bodenmission. Am 10. Oktober 2024 ist hierzu der große Workshop „Synergien nutzen – Bodenmission umsetzen“ in Potsdam geplant.
Wie spannend Projekte über und mit dem Boden sein können zeigten zwei Vorträge von Dr. Kathrin Grahmann vom ZALF und Dr. Andrea Lüttger vom ILU. Denn der Grund unter unseren Füßen übernimmt viele Aufgaben: Seine Fruchtbarkeit soll Pflanzen ernähren und schließlich die Menschen, Wasser und CO2 speichern und ist Heimat zahlreicher Tierarten und Organismen. Bedroht ist der Boden durch Nährstoffauswaschung, aber auch Überdüngung, Erosion, Giftstoffe und Verdichtung. Derart eingestimmt auf Humus und Krume, trafen sich die rund 50 Teilnehmer zu drei Workshops.
Nach je zwei Kurzvorträgen pro Workshop diskutierten die Männer und Frauen über bestehende Projekte, die mit dem Schutz und der Gesundung von Böden zu tun haben.
Daniel Kaiser präsentierte „Alleen im Klimawandel“ und Sassa Franke von Klimapraxis „Wasser auf den Flächen halten!“. Maria Lubkoll vom Landesbauernverband Brandenburg (LBV) stellte im zweiten Workshop „KlimaBauern“ vor und Landesinitiativen zu Bodenschutz und Pflanzenschutzmittelreduktion wurden durch Marcel Pfeiffer (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz) und Christine Tümmler (Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Flurneuordnung) vorgestellt. Im dritten Workshop zeigte Björn Wang vom Zalf die digitalen Möglichkeiten von „SoilRob“ und Annika Behler vom Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP) erläuterte die Stärken von „DigiRoot“.
Praxis-Lösungen für Landwirte
Die Inhalte der Projekte wirkten als Stichwortgeber, um die Diskussion anzukurbeln. Nach regen Gesprächen ließ sich ein Fazit ziehen: Viele der Teilnehmer wünschen sich neue Kennzahlen aus der Forschung, die stärker ökonomische Zwänge in der Landwirtschaft abbilden und so den Landwirten frühzeitig zeigen können, welche Maßnahmen sich lohnen könnten. Insbesondere beim Boden zeigen sich Arbeitsergebnisse erst Jahre später. Diese Wartezeit müssen Praktiker aushalten können, eventuell mit finanzieller Unterstützung. Die Überlegung, weniger Pauschalisierung, dagegen mehr zielorientierte Lösungen in der Forschung anzubieten sowie Ökosystemdienstleistungen den Landwirten zu bezahlen, passen dazu. Darüber hinaus sahen einige Teilnehmer gesetzliche Einschränkungen, zum Beispiel bei der Digitalisierung, als Hindernis. Ganz konkret wurden die Herausforderungen im Wassermanagement und Zielkonflikte wie die Herbizidreduktion bei gleichzeitigem Bodenschutz genannt.
Wichtig war den Teilnehmern zunehmend Reallabore – auch ein Instrument bei Mission Soil – als wissenschaftliches Werkzeug zu nutzen. Denn diese wissenschaftlichen Freiräume ermöglichten, sich einem Forschungsthema offener zu nähern, längere Förderungszeiten für zuverlässig Ergebnisse und erfolgreichere Umsetzung in der Praxis. Im Grunde also ein Ruf nach der Bodenständigkeit von Wissenschaft und Praxis – wie passend!
Passend zum Thema plant auch Landwirtschaft im Dialog einen Feldtag. Im Herbst wollen die Koordinierungsstelle und der Landesbauernverband Brandenburg eine Praxis-Veranstaltung zum und für den Boden organisieren.