Vom 12. bis 14. März 2025 fand im Kongress Palais in Kassel der 62. Wissenschaftliche Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) statt. Mit dabei waren auch Dr. Sandra Grebenteuch und Martin Almendinger vom Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU). Sie nutzten die Gelegenheit, aktuelle ILU-Projekte einem Fachpublikum vorzustellen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. 

62. DGE-Kongress: ILU-Poster bekommt Preis

Dr. Sandra Grebenteuch präsentierte ihr Projekt „RoggReis“, das geschliffenen Roggen als nachhaltige Reisalternative erforscht. Ihr Poster stieß auf großes Interesse und wurde mit einem Posterpreis ausgezeichnet, der ein Preisgeld von 100 Euro sowie ein Abo der Fachzeitschrift Ernährungsumschau umfasst. Martin Almendinger stellte mit seinem Poster das Buchweizen“-Projekt des Instituts vor und kam dabei mit Fachleuten ins Gespräch – darunter ein selbstständiger Koch und Ernährungsberater, der sich für die Anwendungsmöglichkeiten von Buchweizen in der Ernährungspraxis interessierte und offen für eine Zusammenarbeit ist. Zudem stellte das ILU auch das Projekt proAlge vor, in dem es darum geht, Algen (Mikro- und Makroalgen) als Nahrungsmittel attraktiver für die Verbraucher zu machen. Dazu werden Befragungen durchgeführt, Kultivierungsbedingungen angepasst und Lebensmittel mit hohem Algenanteil entwickelt.

Zum RoggReis-Poster

Wichtig kann die Reihenfolge beim Essen sein

Der Kongress bot ein umfangreiches Programm mit parallelen Vorträgen, Symposien und Poster-Sessions. In den Pausen konnten sich die Teilnehmenden bei Tee, Kaffee und frischem Obst austauschen oder mit Ausstellern ins Gespräch kommen – darunter Lebensmittelhersteller wie Alnavit (eine Tochterfirma von Alnatura), Omega-3-Spezialisten von Norsan oder Vertreter der Zucker- und Süßstoffindustrie. Interessant war dabei, dass manche Empfehlungen der Industrieunternehmen von den wissenschaftlichen Einschätzungen der DGE oder des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) abwichen. 

Mehrere Vorträge präsentierten neue Studienergebnisse, darunter die KiESEL-Studie, die einen Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und dem Konsum gesüßter Lebensmittel bei Kleinkindern aufzeigte. Die Ergebnisse bestätigten, dass Kinder aus finanziell schwächeren Familien häufiger gesüßte Lebensmittel konsumieren – insbesondere Softdrinks. 

Auch die Digitalisierung spielte eine zentrale Rolle: So wurden Apps vorgestellt, die Ernährungsaufklärung und Bewegung fördern. Zudem nutzen Studierende inzwischen KI-gestützte Simulationen, um Anamnesen und Beratungsgespräche zu trainieren. 

Ein weiteres aktuelles Ernährungsthema ist die Reihenfolge der Nahrungsaufnahme, die sich auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Der Trend geht dahin, Gemüse und Proteine zuerst zu essen, um eine starke Insulinausschüttung zu vermeiden. 

Sporternährung, Nahrungsergänzungsmittel und Ernährungspolitik

Ein Symposium diskutierte den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln im Sport im Vergleich zum Food First-Ansatz. Während gezielt eingesetzte Supplemente Vorteile bieten können, wurde betont, dass eine unkontrollierte Einnahme ohne ärztliche Beratung Risiken birgt, so Prof. Dr. Dr. Alfonso Lampen vom BfR. Dr. Mareike Großhauser vom Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland plädierte dafür, Sportlern und Sportlerinnen durch eine ausgewogene Ernährung aus natürlichen Lebensmittelmatrizes bestmöglich zu versorgen. 

Politische Aspekte der Ernährung wurden im Symposium zum Bürgerrat Ernährung behandelt. Der Rat, bestehend aus 160 Bürgern, entwickelt praxisnahe Ernährungsempfehlungen, die nicht bevormundend wirken sollen. Einige Parteien haben die Vorschläge bereits in ihre Programme aufgenommen.  

62. DGE-Kongress: Networking und Zukunftsperspektiven 

Neben wissenschaftlichem Austausch kam auch das Netzwerken nicht zu kurz: Am zweiten Kongresstag lud ein „Get Together“ mit vegetarischen und veganen Speisen zur Vernetzung ein. 

Für das ILU war die Teilnahme am 62. DGE-Kongress von großer Bedeutung – sei es zur Präsentation eigener Forschungsprojekte, zum Knüpfen wertvoller Kontakte oder zur Identifizierung aktueller Trends in der Ernährungsforschung. Die gesammelten Erkenntnisse werden sicher auch in zukünftige Projekte des Instituts einfließen. 

Martin Almendinger (ILU)