Hack- und Striegeltag 2025: Der Bestand muss helfen
Landwirtschaft im Dialog (LiD) in Kemlitz

Traditionen kann man fortführen, wenn sie einen Sinn ergeben. So wie den Hack- und Striegeltag. Dieser fand am 22. Mai nun zum 5. Mal statt und wieder kamen viele Besucher aus Landwirtschaft, Forschung, Technik und Behörden. Diese Tradition hat Fans. Ebenfalls fast schon eine Tradition: Veranstaltungsort ist das AWO Reha-Gut Kemlitz. Dort kennt man die Abläufe, ein großer Saal für den Vortragsteil steht bereit, ebenso eine Küche, um die Teilnehmer mit einem Mittagessen zu versorgen, ehe es auf den Acker geht.

Austauschen und lernen

Seit Bestehen dieser Veranstaltung verantwortet Landwirtschaft im Dialog (LiD) das Programm. Diese Arbeits- und Kreativgemeinschaft bestehend aus Landesbauernverband Brandenburg (LBV) und Koordinierungsstelle am Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung in Bad Belzig organisiert seit Jahren einen regen Austausch zwischen landwirtschaftlicher Praxis und Forschung.

„Austauschen und lernen!“. Mit diesen Worten nannte Mitorganisator Michael Kanzler vom Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) eines der Ziele des Hack- und Striegeltages. Das konnte Heiko Terno, Betriebsführer beim Gut Kemlitz und Vizepräsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, bestätigen. Er berichtete von seinen Erfahrungen mit einer kameragesteuerten Hacke von Horsch, die seit diesem Jahr auf dem Betrieb eingesetzt wird, und verdeutlichte, dass gute mechanische Unkrautbekämpfung immer mit guten Fachkräften zusammenhängt. „Mit Anna Richter haben wir eine junge Meisterin, die mit Leidenschaft“, die Technik verlässlich betreue. Denn es gab auch Probleme: So erkannte die Kamera bei ersten Einsätzen die Pflanzenschatten bei tief stehender Sonne als Reihe. Auch brachte bei der wuchernden Melde der „chemische Einsatz“ mehr Erfolg. Dennoch zeigt sich Terno von der Notwendigkeit des Striegels und der Hacke überzeugt: „Diejenigen, die heute hier sind, sind die Zukunft der Landwirtschaft.“

Alles für die Leguminose

Für die Zukunft der Landwirtschaft setzt sich auch Regionalmanagerin Ronja Schichl ein. Sie arbeitet für das bundesweite Projekt LeguNet. Es wurde kürzlich bis zum Jahr 2027 verlängert und hat zum Ziel, den Anbau von Leguminosen zu steigern und Landwirte dabei zu unterstützen. Zudem soll ein Leguminosen-Netzwerk auch Verarbeitung und Verwertung von Körnerleguminosen in Deutschland fördern sowie Nachfrage und Angebot besser zusammenbringen. Dafür werden entsprechende Akteure aus Forschung, Züchtung, Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel zusammengebracht um Wertschöpfungsketten zu demonstrieren. Schichl nutzte den Hack- und Striegeltag, um für die Leguminose zu werben.

Umfassend informierte Referent Volker Graß, Berater für Ökologischen Landbau bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Er stellte Versuche vor, die den Erfolg des Hacken- und Striegelns in verschiedenen Kulturen zeigten, verdeutlichte aber auch die Probleme dieser Technik. Zudem verglich er ausführlich die auf dem Markt befindlichen Systeme diverser Hersteller.

Für Graß gelingt die „Beikrautregulierung vor allem über die Fruchtfolge, der Rest über die Technik“. Soll heißen: Wichtige Schritte, das Unkraut in die Schranken zu weisen, setzt der Landwirt vorher. Dazu zählen auch: Saatgutstärke und -qualität und eine gleichmäßige Saatgutablage, aber auch ein ebener Acker. Schließlich soll die Kultur gleichmäßig aufgehen und keine Lücken für Vogelmire und Co. bieten. Der richtige Saatzeitpunkt verschafft der Kultur überdies den nötigen Vorsprung, wie der Erbse. Sie „sollte schnell starten und Masse bilden, um kommendes Unkraut zu unterdrücken“, erklärt Graß.

Der Bestand muss helfen und zumachen

Startet man später mit der mechanischen Regulierung, helfen weitere Parameter. Generell gilt: „Striegeln ist was für Langschläfer“, fasste es Heiko Terno zusammen. Erst mittags, wenn der Tau verdunstet und die Pflanzen von der Sonne erschlafft sind, käme die rechte Einsatzzeit.

Landwirt Frank Schuhmacher von Landgesellschaft Lebus (LGL), teilte seine Erfahrungen mit Hacken und Striegeln nach der Betriebsumstellung. „Man ist schnell zu spät“, so Schuhmacher, der sich zudem im Projekt Klimabauern engagiert. Der Bestand müsse helfen und schnell zumachen, um dem Beikraut wenig Chancen zu geben. Sein Tipp zudem: „Viel absteigen“. Nur wer regelmäßig die Maschine verlasse, um das Arbeitsergebnis zu kontrollieren, könne ein gutes Ergebnis erwarten. Zudem heißt es dranbleiben: „Auch wenn man früh morgens zufrieden ist, muss man am Mittag wieder nachsehen.“

Vor allem das Blindstriegeln sei ein wichtiges Werkzeug. Winterroggen, Sommergetreide, Lupinen und Körnermais kamen in diesen Genuss. Aber natürlich erfolgen auch Eingriffe im Bestand, wie zwei Einsätze im Sommergetreide sowie Mais. Zudem striegelt er gerne schräg zu den Reihen, da das den Wirkungsgrad erhöht. Ebenso gibt es erste Erfahrungen mit einer kameragesteuerten Einböck-Hacke. Erste Erkenntnisse: Die Reihe muss klar erkennbar sein.

Dranbleiben ist das Stichwort: Ein wichtiger Punkt sei natürlich der Entwicklungsstand, so der Niedersachse Volker Graß. Bei einer zu hohen Kultur würde der Einsatz von Zinken und Rollhacke schwierig. Ein interessanter Punkt. Denn tatsächlich stand auf den Vorführflächen des Guts Kemlitz das Unkraut stellenweise hoch.

Die Erbse war teils mit hoher Kamille durchsetzt, und die „Kamille dreht sich weg“, wenn der Striegel daran vorbeigezogen wird, erklärte Graß. Entsprechend lag das gelb blühende Beikraut nach dem mechanischen Einsatz oft nur umgebogen auf dem Acker – nicht aber ausgerissen oder verschüttet. Zudem hatte auch die Erbse eine Höhe und Wuchsbreite erreicht, hatte sich fast verrankt, bei der sie ein Umlegen durch Striegel eigentlich nicht mehr verträgt. Doch selbst hier konnte manch Striegel ein vorzeigbares Ergebnis präsentieren – die Fahrer der Vorführmaschinen stellten Zinken und Rollhacke entsprechend aggressiv ein. Doch streng fachlich gesehen, kam der Striegeleinsatz zu spät.

Eine noch größere Herausforderung bot sich den Technikherstellern beim Hafer-Erbse-Gemenge. Hier wuchs das Unkraut stellenweise höher als die Erbse. Auch wenn der mechanische Einsatz hier „nicht praxisrelevant“ sei, wie Michael Kanzler feststellte, zogen die Traktoren auch über diese Fläche ihre Technik. Und tatsächlich konnte manch Rollhacke dem Unkraut zeigen, was eine Hacke ist. Aber: Auch Haferpflanzen wurden bei den Einsätzen herausgerissen – wie gesagt, diese Arbeitsvorführung war eben nicht praxisrelevant.

Doch so konnten eben auch die Stärken der Technik im Grenzbereich demonstriert werden. Ebenso wurde allen klar, was Hacke und Striegel nicht mehr bewältigen, beziehungsweise ab welcher Wuchshöhe die Kulturen zu viel Schaden nehmen. Und auf der Mais-Fläche galt es, die Melde zu bekämpfen. Hier galt es, die Abwägung zu finden zwischen strammem Eingreifen und Herantasten. Denn laut Volker Graß regeneriert sich der Mais nach Verschütten schlecht, während sich die Melde ganz gut aus der Verschüttung herausarbeiten kann.

Heiko Terno hatte es am Vormittag in seiner Begrüßungsrede mit Blick auf die Flächen angedeutet: „Es wird heute anspruchsvoll“. Diesem Anspruch haben sich aber nicht nur die Maschinenhersteller gestellt. Auch Michael Kanzler und Volker Graß bildeten ein starkes Duo. Sie brachten viel Detailwissen, aber auch kritische Fragen mit ein und gaben der Veranstaltung einen zusätzlichen fachlichen Rahmen. So kann diese Tradition fortbestehen.

Julian Delbrügge (ILU)