Vom 7. bis 10. Oktober 2024 fand der 2. nationale Leguminosen-Kongress in Leipzig statt. Die Veranstaltung, organisiert von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und der Deutschen Agrarforschungsallianz, zog über 220 Teilnehmer an und bot eine Plattform für den Austausch über die Zukunft der Hülsenfrüchte in der Landwirtschaft und Ernährung. Die Dynamik der Veranstaltung hat Dalibor Relic von raketadesign mit einem kreativen Graphic Recording an einem Wandposter eingefangen.
Leguminosen-Kongress 2024: Ziel der Eiweißpflanzenstrategie
Ein zentrales Anliegen des Kongresses war die Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Strategie zielt darauf ab, den Anbau und die Verwertung von Leguminosen wie Ackerbohne, Erbse, Lupine und Klee zu erweitern. Durch die Schließung von Forschungslücken und die Reduzierung von Wettbewerbsnachteilen soll die heimische Landwirtschaft besser zu den ökologischen Funktionen der Agrarökosysteme und einer gesunden Ernährung beitragen. Mischanbau mit Leguminosen wird als eine Möglichkeit hervorgehoben, um die Anbaufläche zu steigern und Vorteile für Biodiversität, Umwelt sowie die Ernährung von Tieren und Menschen zu erzielen.
Programm-Highlights des 2. Nationaler Leguminosen Kongresses
Der Kongress begann mit einer Eröffnung durch die Parlamentarische Staatssekretärin Claudia Müller und Begrüßungen von Prof. Dr. Maria Finckh, Fachgebietsleiterin Ökologischer Pflanzenschutz an der Universität Kassel, und Dr. Margareta Büning-Fesel, Präsidentin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Die Keynote-Vorträge beleuchteten Proteinstrategien in Flandern, Österreich und Dänemark, wobei Experten wie Evelien Decuypere und Astrid Reitter innovative Ansätze zur Nutzung von Hülsenfrüchten präsentierten.
Ein besonderes Augenmerk lag auf der Weiterentwicklung der deutschen Eiweißpflanzenstrategie, präsentiert von Dr. Herwart Böhm vom Thünen-Institut. Prof. Dr. Bernhard Watzl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), sprach über die Bedeutung von Hülsenfrüchten in der Ernährung und die 70-jährige Geschichte der DGE-Empfehlungen. Die neuen Empfehlungen berücksichtigen auch Umweltaspekte und zeigen, wie der Anbau von Hülsenfrüchten zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks beitragen kann.
Hülsenfrüchte-Forschung im Fokus: Vielfältige Beiträge und innovative Ansätze
Der Kongress umfasste 130 Vorträge und 60 Posterpräsentationen, die das Potenzial von Hülsenfrüchten als nachhaltige Proteinquelle hervorhoben. Er bot eine Vielzahl von Sessions, die sich mit Themen wie Züchtung, Verarbeitung, Fütterung und den ökologischen Vorteilen von Leguminosen beschäftigten. Besonders interessant waren die Diskussionen über die Anbaustrategien für verschiedene Hülsenfrüchte, wie beispielsweise die Rolle von Lupinen bei der Phosphor-Anreicherung im Boden.
Die Posterpräsentationen ermöglichten es Forschern, aktuelle Entwicklungen und innovative Ansätze zur Nutzung von Leguminosen vorzustellen. Hier wurden auch Themen wie die Verwendung von Wicken und die Herausforderungen bei der Verarbeitung und Fütterung behandelt.
ILU-Projekte beim Leguminosen-Kongress 2024
Das ILU war ebenfalls stark vertreten und präsentierte vier Poster, die innovative Projekte und Anwendungen von Leguminosen beleuchteten. Diese umfassten:
- Radiant: Ein Projekt, das sich mit der Entwicklung nachhaltiger Anbaustrategien für weniger bekannte Hülsenfrüchte beschäftigt.
- LegValue: Eine Initiative zur Wertschöpfung von Leguminosen in der Lebensmittelindustrie.
- Verwendung von Erbsenstärke: Forschung zu den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Erbsenstärke in der Lebensmittelverarbeitung.
- Herstellung von Spirituosen aus Ackerbohnen: Ein innovativer Ansatz zur Nutzung von Ackerbohnen in der Getränkeproduktion.
Soja, Pilze, Algen: Internationale Experten diskutieren über innovative Proteinquellen
Die Keynote-Sprecher, darunter Evelien Decuypere aus Belgien und Astrid Reitter aus Österreich, beleuchteten Protein-Strategien außerhalb Deutschlands. Sie berichteten über den Anbau von Soja in mehreren EU-Ländern und innovative Ansätze zur Nutzung von Pilz- und Algenproteinen. Ein bemerkenswertes Start-up präsentierte Lebensmittel aus fermentiertem Pilzprotein, das mit Zutaten wie roten Beeren und Lupinen hergestellt wird.
Leguminosen: Innovative Forschung und Herausforderungen
Die Forschung im Bereich der Leguminosen steht vor verschiedenen Herausforderungen, darunter die Notwendigkeit, Züchtungsprogramme zu intensivieren, um ertragreiche und widerstandsfähige Sorten zu entwickeln. Innovative Ansätze, wie die Integration von modernen Anbautechniken und digitalen Tools zur Überwachung des Anbauprozesses, wurden während des Kongresses diskutiert. Zudem wurde betont, dass die Akzeptanz von Hülsenfrüchten in der breiten Öffentlichkeit gefördert werden muss, um ihre Verwendung in der Ernährung zu steigern. Die Wissenschaftler ermutigten zu interdisziplinären Projekten, die agrarwissenschaftliche, ernährungswissenschaftliche und ökologische Perspektiven zusammenbringen, um die Potenziale von Leguminosen voll auszuschöpfen.
Leguminosen-Kongress 2024 – Fazit und Ausblick
Der 2. nationale Leguminosen-Kongress hat eindrucksvoll gezeigt, dass Leguminosen eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Landwirtschaft und Ernährung der Zukunft spielen können. Die zahlreichen Beiträge und die engagierte Diskussion unterstreichen die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Forschung, Politik, Wirtschaft und Konsumenten, um die Wirtschaftlichkeit des Hülsenfruchtanbaus zu sichern und die Vorteile für Umwelt und Gesundheit zu maximieren.
Mit dem zunehmenden Interesse an pflanzlichen Proteinen und der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Nahrungsmitteln wird der Anbau von Leguminosen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen.
Von Dr. Sandra Grebenteuch, ILU e.V.
Bildergalerie: Leguminosen-Kongress 2024 in Leipzig
Leguminosen-Wandposter
