IASP-Projekt: Neue Wollwertschöpfung
Nutzung von Schafwolle für Pflanz- und Baumaterialien
Das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität zu Berlin (IASP) arbeitet in einem Dreijahres-Projekt daran, Schafrohwolle besser zu nutzen. Denn tatsächlich fristet die Schafwolle in Deutschland ein Schattendasein. Dabei sind die Vorzüge von Schafwolle unübersehbar: Sie isoliert und dämmt durch Thermoregulation, ist zudem schwer entflammbar. Wolle besitzt die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen, sich dabei aber dennoch trocken anzufühlen. Dabei kann sie beträchtliche Mengen Wasser binden. Der Naturstoff wirkt gerüche- und schadstoffabsorbierend sowie antistatisch. Außerdem kann er auf anderem Gebiet von Nutzen sein: Denn Rohwolle enthält für Pflanzen wichtige Elemente wie Stickstoff, Kalium und Schwefel, außerdem einen hohen pH-Wert (7 bis 9), der Bodenversauerung abmildern kann. Dadurch kommen Schafwollpallets als Dünger in Frage.
Der große Vorteil dieses Produkts ist, dass es quasi nebenbei entsteht. Schafe, die bei der Landschaftspflege eingesetzt oder als Fleisch- und Milchlieferanten gehalten werden, müssen regelmäßig geschoren werden. In Brandenburg fallen so bis zu 300 Tonnen Schafwolle im Jahr an.
Die vielen Haltungs- und Nutzungsformen erhalten zudem eine reichhaltige Kulturlandschaft mit vielfältiger Biodiversität, nicht zuletzt tragen viele Schafrassen zum Erhalt der genetischen Vielfalt bei Rund 37 Rassen werden in Brandenburg aktiv gezüchtet.
Trotz all dieser Pluspunkte, die für die Schafwolle sprechen, wird hierzulande Schafwolle aus heimischer Produktion kaum genutzt. Das liegt an verschiedenen Hürden: Es gibt keine Wollwäscherei mehr in Deutschland, das Waschen muss also in einem anderen Land geschehen. Das führt zu Kosten. Zudem lässt sich Wolle kaum verdichten, was die Transportkosten erhöht.
Auch rechtlich gibt es Beschränkungen: Eine EU-Verordnung stuft Schafrohwolle als tierisches Nebenprodukt ein. Dadurch darf von ihr keine Gefährdung für Gesundheit und Umwelt ausgehen, was das Sammeln sowie Transportieren erschwert und eine Hygienisierung nötig macht. Als Bestandteil von Pflanzensubstrat oder Dünger wird eine alternative Hygienisierung ohne Waschen allerdings geprüft. Schafwolle gilt in der EU zudem nicht als landwirtschaftliches Produkt, was Förderungen erschwert.
Ein große Erfolgsbremse ist die Konkurrenz auf dem Weltmarkt: Die Vielzahl der Rassen in Brandenburg verhindern, dass große Chargen gleicher Qualität angeboten werden können, zudem liefert die Wolle eine geringere Feinheit, als beispielsweise neuseeländische. Tiergerechte Haltung sowie höhere Arbeitslöhne hierzulande führen zudem zu höheren Preisen. Dazu kommt: Der Markt für Düngepellets aus Wolle, als mögliche Ersatz-Einkommensquelle ist relativ klein.
Das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP) hat sich nun mit dem Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg zusammengetan. Die Idee: Eine neue Maschine soll die Wolle an einer zentralen Sammelstelle aufbereiten. Das Projekt mit dem Namen „Aufbereitung und Nutzung von Schafwolle für innovative Pflanz- und Baumaterialien“ soll Folgendes leisten: Wollaufbereitung durch Homogenisierung und Hygienisierung, Untersuchung der Eigenschaften dieser Wolle und eine energetische Optimierung der Aufbereitung. Aus der aufbereiteten Wolle werden später Produkte entwickelt, wie verschiedene Varianten von Schafwollstaudenmatten, Pflanzsubstrat und Dünger, an weitere sollen noch entwickelt werden. Am Ende soll eine Woll-Wertschöpfungskette stehen.
Quelle für diesen Text: IASP-Projektantrag sowie Interviews
PROJEKTLAUFZEIT:
01.10.2021 - 31.12.2024
PROJEKTFÖRDERUNG:
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg (MLUK)
FÖRDERKENNZEICHEN:
entfällt
PROJEKTLEITUNG:
Dipl.-Ing. Susanne Herfort (IASP), Dipl.-Ing. agr. Jan Häbler, (IASP)
KOOPERATIONSPARTNER:
Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg