FIB-Projekt: Grabenstaue
Das Wasser muss neu gesteuert werden
In den Jahren 1960 bis 1990 wurden in den Niederungen Brandenburgs verstärkt Binnengräben gezogen, um landwirtschaftliche Flächen zu ent- und bewässern und so die Bewirtschaftung zu erleichtern. Mithilfe von kleinen Stauanlagen, den „Kulturstauen“, ließ sich der Abfluss des Niederschlagswassers in den Gräben steuern. Diese Bauwerke verfielen nach der Wende, werden aber derzeit saniert, um eine neue Aufgabe zu übernehmen: Sie sollen nun möglichst viel Wasser zurückhalten, ohne die Flächen zu vernässen. Denn die Zeiten haben sich geändert! Der globale Klimawandel verändert den regionalen Landschaftswasserhaushalt erheblich.
Das bedeutet: Niederschläge verschieben sich zunehmend in das Winterhalbjahr und höhere Temperaturen während der Vegetationszeit führen zu einer stärkeren Verdunstung. Somit fehlt den Pflanzen und landwirtschaftlichen Kulturen während der Vegetationsperiode Wasser, was unter anderem Ernteeinbußen nach sich zieht. Leidtragende sind Ökosysteme, Bevölkerung und Landnutzer wie die Landwirte und Fischzüchter.
FIB-Projekt Grabenstaue
Um die Wassersteuerung den neuen Bedingungen anzupassen, startete das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften (FIB) im Jahr 2021 das Projekt „Anpassung der Steuerung und Bewirtschaftung von Gräben an den Klimawandel in Brandenburg“. Die Idee: Durch eine optimierte Grabenbewirtschaftung und teilweisen Rückbau der Entwässerungsstrukturen soll ein besserer Wasserrückhalt in der Fläche erzielt werden. Deshalb geschieht im Projekt Folgendes: Im Projektgebiet werden zunächst Daten erhoben. Die Steuerung der Stauanlagen ist komplex, auch weil eine Verbindung zwischen Grabensystemen und Unterflurdrainagen sowie Zusammenhänge zwischen Grund- und Oberflächenwasser bestehen. Um das Wissen der Grabenmeister zu sichern, müssen die verantwortlichen Fachleute vor Ort befragt werden. Zudem sammeln die Wissenschaftler des FIB viele weitere Daten zu den vorhandenen Grabensystemen und entwickeln ein hydrologisches Modell zur Abschätzung der Wirkung verschiedener Stauregime.
Darüber hinaus gilt es, Konflikte zu lösen. Landnutzer aus Land-, Forst-, Teichwirtschaft und Naturschutz haben unterschiedliche Wünsche bezüglich Wassermenge und -höhe. Die verschiedenen Vorstellungen werden analysiert und ein Kommunikationsmodell entwickelt.
Hypothese prüfen und Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftsbetrieben
Mit der wichtigste Punkt: Die Mitarbeiter am FIB wollen eine Hypothese prüfen: Durch veränderte klimatische Bedingungen mit gefallenen Grundwasserständen müssen demnach Gräben nicht mehr so tief sein wie derzeit. Sinnvoll scheinen zudem Wasserrückhalt-Bereiche mit geschlossenen Gräben. Solche Quellgebiete sollen dann der Speisung von Binnengräben zur Wasserversorgung der Kulturpflanzen dienen.
Um das Projekt außerdem fest in der Praxis zu verankern, arbeitet das FIB mit den beiden Landwirtschaftspartnern Wenau Agrar GmbH und Agrargenossenschaft Werenzhain sowie drei Gewässerunterhaltungsverbänden zusammen. Ein weiterer Schritt ist ein hydrologisches Modell, mit dem die Fachleute prüfen, auf welchen Flächen welche der Maßnahmen die beste Wirkung zeigen. Perspektivisch planen die Wissenschaftler eine Entscheidungshilfe zur optimalen Steuerung der Kulturstaue zu entwickeln. Damit soll eine nachhaltigere und naturverträglichere Bewirtschaftung von entwässerten Niederungen gelingen.
Dieses Projekt wurde mitinitiiert von der Koordinierungsstelle am ILU, die das Projekt weiter unterstützt, beispielsweise durch Öffentlichkeitsarbeit. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg (MLUK).
Quelle für diesen Text: FIB-Projektantrag und Interviews
PROJEKTLAUFZEIT:
01.09.2021 - 31.12.2024
PROJEKTFÖRDERUNG:
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg (MLUK)
FÖRDERKENNZEICHEN:
entfällt
PROJEKTLEITUNG:
Dr. Christian Hildmann , Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften (FIB)
KOOPERATIONSPARTNER:
Wenau Agrar GmbH und Agrargenossenschaft Werenzhain sowie drei Gewässerunterhaltungsverbänden