
Feldtag Lavendel trifft Wein 2025: Rekultivierung im Tagebau-Gebiet der Lausitz
Am 1. Juni 2025 lud das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. (FIB) beziehungsweise die dort angesiedelte Netzwerkstelle Nachwachsende Rohstoffe neuwerg zu einer Exkursion auf ein Lavendelfeld in Südbrandenburg bei Welzow ein. Die Region ist stark durch den Braunkohletagebau geprägt.
Der noch aktive Tagebau Welzow-Süd versorgt hauptsächlich das Kraftwerk Schwarze Pumpe. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LEAG) hat ihre Revierplanung an den beschleunigten Kohleausstieg angepasst, sodass keine Erweiterungen des Tagebaus mehr vorgesehen sind. Doris Wüstenhagen von der LEAG, zuständig für die Rekultivierungsmaßnahmen, gewährte den Teilnehmenden einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeitsbereiche zur Wiederherstellung der durch den Tagebau beanspruchten Flächen.
Rekultivierung: Bodenqualität verbessern, Fruchtfolgen anwenden
Die Rekultivierungsmaßnahmen im Bereich Schwarze Pumpe/Welzow sind umfangreich und vielfältig. Ziel ist es, die durch den Braunkohletagebau beeinträchtigten Flächen wieder nutzbar zu machen und neue Landschaften zu schaffen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Rekultivierung.
Über 40 Prozent der rekultivierten Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. Zur Verbesserung der Bodenqualität wird eine mehrjährige Fruchtfolge mit Leguminosen (z.B. Luzerne) und Getreide angewendet. Regionale Landwirte sowie das FIB begleiten die Entwicklung der Böden wissenschaftlich. Nach Abschluss der Rekultivierungsmaßnahmen werden die Flächen zur Pacht angeboten mit der Option auf späteren Erwerb; derzeit sind etwa 400 Hektar verpachtet.
Aufforstung, Renaturierung und neue Biotope
Ein bedeutender Teil der Flächen wird zudem aufgeforstet. Historische Rekultivierungsflächen zeigen, dass unter günstigen Bedingungen stabile Waldbestände entstehen können. Seit den 1990er Jahren haben die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) und die LEAG große Flächen forstwirtschaftlich nutzbar gemacht, darunter auch Gebiete mit besonderen Biotopen.
Zusätzlich werden Renaturierungen und landschaftsmodellierende Maßnahmen durchgeführt. Dabei werden ursprüngliche Landschaftsformen, wie Endmoränen (beispielsweise Geisendorfer, Steinitzer und Wolkenberg), mit modernen Techniken rekonstruiert. Dies umfasst das Aufschütten und Modellieren der Landschaft mithilfe GPS-gesteuerter Maschinen sowie die gezielte Nährstoffeinbringung in den Boden. Darüber hinaus entstehen gezielt neue Biotope, Feuchtgebiete und kleinere Wasserflächen zur Förderung der Biodiversität. In bestimmten Bereichen werden Gräben und Wasserflächen angelegt, um die natürliche Wasserführung und Quellgebiete wiederherzustellen.
Die Rekultivierungsmaßnahmen sind bereits weit fortgeschritten, werden jedoch bis zum endgültigen Ende des Tagebaus im Jahr 2038 und darüber hinaus fortgeführt.
Lavendel aus Brandenburg: Anbau und Ernte-Maschinenvorführung
Auf einem rekultivierten Boden, der im Jahr 2000 im Bereich Welzow entstand, wurden im Jahr 2021 vom FIB verschiedene Lavendelsorten gepflanzt. Dr. Anne Rademacher vom FIB stellte den Teilnehmenden die Sorten ‚Dwarf Blue‚, ‚Munstead‚ sowie die Hybridsorte ‚Grosso‘ vor. Der an diesem Standort erzielte Blütenertrag und der Ölgehalt der einzelnen Sorten werden im Rahmen eines seit vier Jahren laufenden Versuches, der vom Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV) gefördert wird, an insgesamt drei Standorten in der Lausitz verglichen. Ziel ist es, die am besten geeigneten Lavendelsorten für Anbau und Verarbeitung zu identifizieren.
Im Verlauf der Veranstaltung wurde zudem eine halbautomatische Erntemaschine des Typs MI 10 der Firma Neri vorgestellt, die für den Schnitt der Lavendelblüten eingesetzt wird. Die technische Erprobung verlief überwiegend erfolgreich. Es zeigte sich jedoch, dass insbesondere in den Randbereichen eine weiterentwickelte Blütenhebevorrichtung erforderlich ist, um auch bei langstehenden Sprossen und sogenannten Scheinähren, wie sie insbesondere bei der Sorte ‚Grosso‘ auftreten, eine optimale Ernte zu gewährleisten.
Mehr zur Sonderkultur erfahren? Hier gibt es nicht nur Infos, sondern auch eine Handlungsempfehlung: Lavendel – neuwerg
Weinanbau in der Lausitz auf dem Wolkenberg
Im Anschluss an die Lavendelexkursion bestand die Möglichkeit, den künstlich aufgeschütteten Wolkenberg in unmittelbarer Nähe des weiterhin aktiven Tagebaus und des Kraftwerks Schwarze Pumpe zu besichtigen. Dort präsentierten Doris Wüstenhagen und die Geschäftsführerin der Wolkenberg GmbH, Brigitte Muthmann, das Projekt des Weinanbaus in der Lausitz. Dieses Vorhaben geht auf eine Initiative der LEAG zurück, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule Geisenheim geeignete Rebsorten auswählte. Auf einer Gesamtfläche von sechs Hektar wurden von der LEAG insgesamt 26.600 Weinstöcke im Jahr 2014 gepflanzt. Während der Etablierungsphase wurden die Reben mittels Tröpfchenbewässerung versorgt.
Roter Riesling und Schönburger: Brandenburger Landweine auf dem Tisch
Der Weinbau in der Lausitz ist mit diversen Herausforderungen verbunden, erläuterte Bettina Muthmann. So zerstörte ein Hagelereignis im Frühjahr 2025 nahezu alle Neuaustriebe, weshalb auf den erneuten Austrieb gesetzt wird. Durch die Auswahl besonderer Rebsorten wie ‚Schönburger‘ und ‚Roter Riesling‘ für Weißweine sowie ‚Rondo‘ und ‚Cabernet Dorsa‘ für Rotweine und die im vergangenen Jahr fertiggestellte eigene Kelterei werden qualitativ hochwertige Weine erzeugt und weiterverarbeitet. Diese Produkte können bisher nur als Brandenburger Landweine vermarktet werden. Die Besuchergruppe konnte sich im Rahmen eines abschließenden Imbisses und einer kleinen Weinverkostung von der Qualität der Weine überzeugen.
Von Dr. Andrea Lüttger (ILU)