Nach einer Pressemitteilung von FEI:

Die Nutzung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelherstellung ist seit jeher von Interesse. In den letzten Jahren ist das Potential von pflanzlichen Nebenprodukten noch weiter in den Fokus gerückt: Aus ernährungswissenschaftlichen Gründen sowie in technofunktioneller Hinsicht birgt eine weitestgehende, nachhaltige Verwertung von pflanzlichen Ressourcen für die menschliche Ernährung ein hohes Potential – auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

So auch bei der Herstellung von Rapsöl: Überwiegend werden die Nebenprodukte der Rapsölgewinnung – je nach Herstellungsverfahren der Presskuchen oder das Extraktionsschrot – als Viehfutter genutzt; nur ca. 30 % werden für die menschliche Ernährung weitergenutzt. Diesen Anteil zu erhöhen, ist das Ziel eines aktuellen Projekts der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), an dem zwei Forschungsteams, wie das ILU, aus Berlin sowie aus Bad Belzig gemeinsam arbeiten.

Im Fokus ihrer Forschung steht dabei die Proteinfraktion im teilentölten Rapspresskuchen bzw. -extraktionsschrot, die eine gute potentielle Quelle zur Deckung des menschlichen Eiweißbedarfs ist – in Form von Mehlen, Konzentraten oder Isolaten. Während bei bisherigen Forschungsarbeiten vorwiegend begleitstofffreie Proteinisolate mit einem hohen Veredelungsgrad im Vordergrund standen, wollen die Forscherinnen und Forscher nun schonendere Wege gehen, um Raps als Proteinquelle zu nutzen: Durch Anwendung milder Fraktionierungsverfahren – einer wässrigen Direktextraktion, einer trockenen Fraktionierung (Vermahlung, Sichten) und einer Kombination eines trockenen und wässrigen Fraktionierungsverfahrens – sollen Mischfraktionen gewonnen werden, die als funktionelle Inhaltsstoffe in Modellsystemen wie Brot und Joghurt eingesetzt werden.
Dieser Ansatz bietet viele Vorteile: Es spart große Mengen an Wasser sowie an Lösemitteln und es bedarf einer weniger aufwändigen gerätetechnischen Ausstattung. Zudem resultiert die intensive, insbesondere auch thermische Behandlung der Proteine häufig in eingeschränkten Technofunktionalitäten der Proteinisolate. Diese Veränderungen sind insbesondere dann negativ, wenn pflanzliche Proteine wie Ölsaaten in dispersen Systemen, wie Emulsionen, Schäumen und Gelen, eingesetzt werden sollen. Verfahren, die nicht reine Komponenten – Isolate – , sondern Mischfraktionen aus Öl, Protein, Fasern und ggf. sekundären Pflanzenstoffen generieren, stehen daher im Rahmen der Forschungsarbeiten.  Ziel des IGF-Projekts ist die Gewinnung von Know-how zur Erweiterung des Anwendungsspektrums von Rapspresskuchen und Rapsextraktionsschrot bzw. der daraus gewonnenen Mischfraktionen.

Die Nutzung von Rapsprotein ist dabei gleichermaßen für Ölmühlen, Proteinhersteller und rapsanbauende Betriebe wie für die proteinverarbeitende Lebensmittelindustrie von großem Interesse. Die aus dem Projekt resultierenden Kenntnisse können von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in eigene Prozessierungs- und Nutzungsstrategien umgesetzt werden, da durch die schonenden Aufbereitungsstrategien Möglichkeiten zur einfachen Umsetzung gegeben werden, die keines hohen apparativen Aufwands bedürfen.

Informationen zum IGF-Projekt AiF 21442 BG „Technofunktionelle Mischfraktionen aus Raps für den Einsatz in dispersen Lebensmittelsystemen“ (Link auf www.fei-bonn.de/aif-21442-bg.projekt)